Elekronische Bücher - Stilbruch oder praktisch?
Seit Weihnachten besitze ich einen Ebookreader, genauer ein Kindle von Amazon. Nach langem Zögern und Zaudern habe ich es gewagt und nun möchte ich meine, zum Teil recht überraschenden, Erfahrungen teilen.
Erster Eindruck
Mit seinen 241 Gramm schlaegt der Kindle (nicht die große DX Version) so manches Buch. Er liegt angenehm in der Hand und auch mit einer Hand kann ich ihn ohne Probleme länger halten. Blättern und gleichzeitig halten ist allerdings nicht möglich - wer das aber mit einem traditionellen Buch schafft soll sich bitte melden.
Ich hatte ihn damals aus den USA bestellt (Mit Zoll und Steuern lohnt das aber trotz schwachem Doller nicht mehr). Beim Auspacken positiv aufgefallen war, dass die Batterie direkt geladen war. Also direkt ausprobieren.
Erstes Einschalten
Ein Warnungszettel liegt dem Gerät bei: Man solle doch bitte beachten, dass das "Bildschirmschonermotiv" kein Aufkleber sei sondern wirklich (stromverbrauchsfrei) angezeigt würde. Also bitte nicht mit schwerem Gerät versuchen den Bildschirm (sog. EInk) abzukratzen. Und tatsächlich: das optische Erlebnis steht einem echten Buch um nichts nach! Im Vergleich zu anderen Ebook-Readern wie dem von Thalia überzeugt das Kindle gleich doppelt: EInk ist besser als man glaubt und klein Vergleich mit einem aufwendig beleuchteten LCD Bildschirm. Der verbesserte EInk Bildschirm beim neuen Kindle hebt sich durch noch höherem Kontrast von der Konkurrenz ab.
Erstes Buch kaufen
Beim deutschen Kindle hat man (je nach Version) die Möglichkeit über WLAN oder über mobiles Internet Bücher im Amazon Shop zu kaufen. Die Preise schwanken zwischen gratis (für Klassiker) und dem Preis für eine gebundene Ausgabe (in extremen Fällen). Preislich sollte sich noch etwas tun damit die Buchindustrie nicht in die gleiche Falle läuft wie die Musikindustrie vor 10 Jahren.
Nun denn, auf ans Werk. Schnell das Passwort für mein WLAN Netzwerk eingegeben und los geht es. Die Suche gestaltet sich komfortabel und schnell. Nach einer Bestätigung landet mein Buch auch direkt auf meinem neuen Kindle (1 Minute dauert das). Keine Kabel waren notwendig!
Im Urlaub kann man (fast) weltweit, ohne Vertrag, mobil im Amazonshop Ebooks einkaufen. Und zwar zum gleichen Preis egal ob in Deutschland oder in Russland.
Langzeittest
Ich habe nun immerhin 15 Bücher durchgelesen und muss gestehen, dass ich seit meinem Kindle kein einziges Papierbuch mehr gekauft habe. Im Bett kann man mit einer normalen Leselampe bequem lesen.
Augenermüdung kann ich nicht festellen, auch nach 4 Stunden nicht. Da ich beruflich viel am PC arbeite hatte ich bedenken ob das zusätzliche Bildschirmstarren wirklich erträglich ist - und siehe da, durch den "Papierbildschirm" fühlt sich für meine Augen das Lesen nicht anders an als bei einem richtigen Buch.
Seiteneffekte
Was ich nie bedacht habe und was sich aufgrund von häufigen privaten und dienstlichen Reisen anbietet: Man kann bequem alle PDF Dokumente per mitgeliefertem USB Kabel auf ein Kindle transferien. Wie ein USB Stick, d.h. ohne weitere Software. Und wer kramt nicht ständig auf Reisen nach seinen Flugplänen, Zugfahrplänen und Adressen?
Ich habe alle wichtigen S-Bahn Pläne meiner Stadt sowie meine häufigen Zugverbindungen auf meinem Kindle immer zur Verfügung. Da das Gerät nur einige Sekunden zum Einschalten benötigt kann ich so schnell beim Umsteigen auf dem Bahnhof nachschauen wo ich eigentlich hin muss. Überzeugend!
Ich bin ein großer Freund von Büchereien. Ich halte es für umweltfreundlich nicht jedes Buch selbst besitzen zu müssen. Zu meiner Freude kann man mittlerweile Ebooks elektronisch ausleihen (meist ohne Auspreis). Wem also normale Ebooks noch zu teuer sind der kann auf diesen Service ausweichen. Positiv ist, dass natürlich Öffnungszeiten und Rückgabefristen keine Rolle spielen. Negativ ist, dass man die Bücher nicht direkt vom Kindle ausleihen kann (Gekaufte Bücher an Freunde ausleihen geht aber ohne Probleme!). Die Auswahl ist bisher auch nicht riesig aber mit steigender Popularität wird sich das sicher ändern.
Fazit
Ich möchte zurück zu meinem Kindle uns fasse mich deshalb kurz:
Positiv:
* Lange Akkulaufzeit (bis zu einem Monat)
* Augenfreundlich
* Auch als Ablage für alle möglichen PDF zu gebrauchen (Tickets)
* Übersetzungshilfen für Englische Bücher
* Leicht im Vergleich zu selbst einem Buch
* Bücher kaufen am Sonntag
* Bücher kaufen im Ausland ohne Aufpreis
Negativ:
* Noch hoher Preis für Standardwerke
* Geringe Abdeckung des Deutschen Marktes
* Anschaffungskosten für das Gerät
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